Presseinformation: Zukunft des Günter Grass-Archivs
Nr. 191 - 24.09.2018
Verleger Gerhard Steidl und die Universität Göttingen errichten Treuhandstiftung
(pug) Um die Pflege und Nutzung des Günter Grass-Archivs auch in Zukunft zu sichern, hat der Göttinger Verleger Gerhard Steidl eine Treuhandstiftung in Trägerschaft der Universität Göttingen errichtet. Den Stiftungsvertrag unterzeichneten Steidl und Universitätspräsidentin Prof. Dr. Ulrike Beisiegel heute in Göttingen. Die „Günter Grass Archiv Göttingen Stiftung“ soll gewährleisten, dass die Bestände des Archivs langfristig zu wissenschaftlichen sowie zu Bildungszwecken zur Verfügung stehen. Das Grass-Archiv befindet sich im denkmalgeschützten Günter Grass-Archiv-Haus in Göttingen und in der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (SUB).
Bei den Archivalien im Günter Grass-Archiv Göttingen und in der SUB handelt es sich um Unterlagen aus der dreißigjährigen Zusammenarbeit zwischen Steidl und Grass. „Sie dokumentieren eine wohl einzigartige Arbeitsbeziehung, denn Günter Grass war nicht nur Autor meines Verlags, er war Zeichner, Grafiker, Bildhauer“, erläutert Steidl. „Und er war Buchgestalter, von seinem ersten Buch aus dem Jahr 1956 bis zu seinem letzten im Jahr 2015. Mit Grass gemeinsam sind bei uns Bücher entstanden, die für mich geradezu den Idealtypus von Buch verkörpern, der auch in Zukunft noch Bestand haben wird: Inhalt, Papier, Typografie, Ausstattung, Einbandgestaltung, das alles ist aus einem Guss. Diese Buchkultur gilt es jetzt im Grass-Archiv Göttingen zu erforschen.“
„Wir freuen uns sehr, dass wir mit dieser Treuhandstiftung dazu beitragen können, dass auch kommende Generationen von Leserinnen und Lesern, Forschenden und Interessierten Zugang zu diesem ganz besonderen Teil des einzigartigen Werkes von Günter Grass haben“, erklärt Beisiegel. „Die SUB bietet hierfür ideale Voraussetzungen und die nötige Infrastruktur, um den Bestand des wertvollen Archivs langfristig zu sichern.“ Auf dem Gelände der Universität Göttingen stehen zwei Skulpturen von Günter Grass: der „Butt im Griff“ im Innenhof der Paulinerkirche und die „Göttinger 7“ auf dem Platz der Göttinger Sieben, dem Zentralcampus.
„In der Buchgestaltung liegt die wirkungsmächtigste Leistung des Bildkünstlers Grass, vom ikonischen Umschlag der Blechtrommel bis zu den tanzenden Buchstaben von Grimms Wörter“, so der Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Heinrich Detering von der Universität Göttingen. „Die jahrzehntelange Zusammenarbeit zwischen Grass und dem Steidl Verlag hat Buch-Kunstwerke hervorgebracht, die Texte, Typografie und Bilder in einzigartiger Weise verbinden. Das Archiv, das die Entstehung dieser Werke dokumentiert, ist eine Schatzkammer, die noch zu erschließen ist.“
„Mit dem denkmalgeschützten Gebäude und der Treuhandstiftung können die kulturhistorisch überaus bedeutsamen Ergebnisse der Zusammenarbeit zwischen Günter Grass und Gerhard Steidl dauerhaft gesichert werden“, so Dr. Wilhelm Krull, Vorsitzender des Stiftungsrates der Universität Göttingen. „Es freut mich sehr, dass auf diese Weise ein Archiv von Weltrang in die Obhut der Universität Göttingen gelangt und künftig sicherlich vielfache Anregungen für neue Forschungsfragestellungen bieten wird.“
Das Günter Grass-Archiv umfasst Manuskripte, Korrekturfahnen, Zeichnungen, Skizzen, Umschlagentwürfe und Korrespondenz aus der langjährigen Zusammenarbeit mit Steidl. Darüber hinaus enthält es Buchausgaben, das Gesamtwerk der Radierungen und Lithografien sowie hunderte von Zeichnungen, die Grass noch zu Lebzeiten dem Archiv zur Verfügung gestellt hat. Das Archiv befindet sich in der Düsteren Straße 6 in direkter Nachbarschaft des Neubaus „Kunsthaus Göttingen“ im Sanierungsgebiet „Kunstquartier Göttingen“.