Presseinformation: Distanz zwischen Mensch und Tier – was zukünftige Pandemien verhindern könnte
Nr. 168 - 17.11.2020
Forschungsteam mit Beteiligung der Universität Göttingen fordert wirksame Gesetzgebung für den Wildtierhandel
(pug) Viele Krankheiten, darunter auch Covid-19, sind vom Tier zum Menschen übergesprungen, mit schwerwiegenden Folgen. Ein internationales Forschungsteam, darunter auch Wissenschaftlerinnen der Universität Göttingen, hält weitere Epidemien, die von tierischen Wirten ausgehen, für unvermeidlich, wenn nicht schnell Maßnahmen ergriffen werden. Sie fordern die Regierungen auf, wirksame Rechtsvorschriften zu erlassen, die den Handel mit Wildtieren regulieren, Lebensräume schützen sowie die Interaktion zwischen Mensch, Wildtieren und Nutztieren einschränken. Nur so könne man sich vor künftigen Pandemien, die noch schwerwiegender als Covid-19 sein könnten, schützen. Die Ergebnisse der Studie sind in der Fachzeitschrift Trends in Ecology & Evolution erschienen.
Eine Infektionskrankheit, die durch einen Erreger verursacht wird, der vom Tier auf den Menschen übergesprungen ist, wird als „Zoonose“ bezeichnet. Erreger können zum Beispiel Bakterien, Viren oder Parasiten sein. In den letzten 30 Jahren ist die Mehrzahl der Krankheitserreger, die der menschlichen Gesundheit und der Wirtschaft erheblichen Schaden zugefügt haben, von Wildtieren oder Nutztieren ausgegangen. Zu diesen Krankheiten gehören zum Beispiel Ebola, Aids und SARS. Covid-19 gehört zu den jüngsten dieser Zoonosen und ist eine Pandemie, die weltweit mehr als eine Million Todesopfer gefordert hat.
Zwei Hauptfaktoren, die solche Ausbrüche erleichtern, sind der Handel mit Wildtieren und die Fragmentierung des natürlichen Lebensraums. Beide Faktoren sorgen dafür, dass direkter Kontakt zwischen Mensch und Wildtieren ermöglicht wird und häufiger stattfindet. Tiere auf Wildtiermärkten sind oft in einem überfüllten und unhygienischen Umfeld untergebracht, eine perfekte Umgebung für Krankheitserreger, die auf den Menschen überspringen können. Darüber hinaus werden natürliche Lebensräume gerodet, um den Ansprüchen einer wachsenden Bevölkerung gerecht zu werden. Das bringt Vieh und Menschen in engeren Kontakt mit den wilden Wirten potenzieller zoonotischer Krankheitserreger.
Die Regierungen Chinas, Vietnams und Koreas haben erkannt, dass Covid-19 möglicherweise aus den Wildtiermärkten hervorgegangen ist, und haben seit dem Ausbruch eine Form der Regulierung zur Kontrolle des Wildtierhandels eingeführt. Alle tragen in bestimmter Weise dazu bei, dass Wildtierbestände erhalten bleiben. Diese Maßnahmen können als Vorbilder für andere Länder dienen. Die Autorinnen und Autoren raten jedoch von einem plötzlichen generellen Verbot von Wildtiermärkten ab, da dies unverhältnismäßig große negative Auswirkungen auf benachteiligte, zugewanderte und ländliche Bevölkerungsgruppen haben wird. Diese sind für ihren Lebensunterhalt auf solche Märkte angewiesen. Bevor Verbote, insbesondere für lebende Tiere und Non-Food-Wildtierprodukte, in Erwägung gezogen werden, sollten andere Maßnahmen in den Fokus rücken. Regierungen könnten mit lokalen Gemeinschaften zusammenarbeiten, um alternative Existenzmöglichkeiten zu schaffen und zu erhalten.
„Die Coronavirus-Pandemie hat unsere Energie unweigerlich auf den Umgang mit der Krankheit konzentriert. Aber um den nächsten Ausbruch, in welcher Form auch immer, zu verhindern, muss erkannt werden, dass sich die Beziehung des Menschen zur Natur ändern muss“, sagt Co-Autorin Dr. Trishna Dutta von der Abteilung Wildtierwissenschaften der Universität Göttingen.
Originalveröffentlichung: : Borzée A, et al “COVID-19 highlights the need for more effective wildlife trade legislation”. Trends in Ecology & Evolution, Doi: https://doi.org/10.1016/j.tree.2020.10.001
Kontakt (in englischer Sprache):
Dr. Trishna Dutta
Georg-August-Universität Göttingen
Forstwissenschaftliche Fakultät – Abteilung Wildtierwissenschaften
Büsgenweg 3, 37077 Göttingen
Email: trishna.dutta@forst.uni-goettingen.de
Telefon: 0551-39-33583
www.uni-goettingen.de/en/450568.html
Dr. Sandeep Sharma
Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Biologie und Psychologie - Department of Conservation Biology
Bürgerstraße 50, 37073 Göttingen
Email: sandeeps17@gmail.com