Presseinformation: Wie gut kommen alternative Futtermittel bei Verbrauchern an?
Nr. 197 - 07.12.2021
Forschungsteam unter Leitung der Universität Göttingen untersucht Einfluss von Produktinformationen
(pug) Trotz des Wandels hin zu veganer und vegetarischer Ernährung in den westlichen Kulturen bleibt die Nachfrage nach tierischem Eiweiß bestehen. Alternative Proteinquellen sind erforderlich, um die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren, ohne Einbußen bei der Nachhaltigkeit zu machen. Forscherinnen und Forscher der Universität Göttingenund der University of Alberta, Edmonton, Kanada, haben Verbraucherpräferenzen in Bezug auf alternative Futtermittel untersucht. Dabei nahmen sie insbesondere Algen und Insekten in der Nahrungskette in den Fokus. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Food Policy erschienen.
Das Forschungsteam fotografierte Hühnerfilets, die mit Spirulina-Alge oder Insektenmehl als Hauptfuttermittel hergestellt wurden, und bearbeiteten die Bilder so, dass sie marktreife Produkte darstellen. Die Hühnerfiletprodukte wurden mit gesundheits- oder nachhaltigkeitsbezogenen Labels etikettiert, um besser zu verstehen, welche Motivationen Verbraucherinnen und Verbraucher dazu bringen, sich für bestimmte Produkte zu entscheiden. Zwei Gruppen von Testpersonen, insgesamt etwa1000, füllten dann einen Online-Fragebogen aus, wobei ihnen zwei verschiedene Hühnerfiletprodukte gezeigt wurden. Sie wurden gefragt, ob und gegebenenfalls welches sie kaufen würden. Eine der beiden Gruppen erhielt nur die auf der Verpackung verfügbaren Informationen wie Etikett und Preis. Die andere Gruppe erhielt zusätzliche Informationen und die bei der Herstellung verwendeten Futtermittel wurden auf jedem Produkt angegeben. Die Informationen zum Futtermittel beeinflusste die Präferenzen. Da Spirulina-Alge die Farbe des Endprodukts drastisch verändert, sind zusätzliche Informationen erforderlich, um diese Produkte für die Verbraucher marktfähig zu machen. Überraschenderweise bevorzugten die Testpersonen Fleisch von Broilern, die mit Insektenmehl gefütterten wurden, am meisten. Wenn das Futtermittel jedoch gekennzeichnet wurde, bevorzugten nur noch nachhaltig orientierte Verbraucher Insekten als Futtermittel. Daher sollten Insekten als Futtermittel in Geflügelprodukten mit voller Transparenz gegenüber Endverbraucherinnen und -verbrauchern gekennzeichnet werden, um künftige Rückschläge oder Misstrauen zu vermeiden. „Wenn diese Produkte jedoch auf dem Markt erhältlich sind, wird die Akzeptanz wahrscheinlich steigen“, sagt Dr. Brianne Altmann, die leitende Forscherin.
Obwohl Spirulina in einigen Kulturen bereits seit langem als Futtermittel verwendet wird, wird es derzeit als Nahrungsergänzungsmittel angebaut und ist nach wie vor viel teurer als Sojamehl. Andererseits sind Insekten seit kurzem in der Europäischen Union als Futtermittel in der Geflügelproduktion zugelassen. Ein Nachteil der derzeitigen Gesetzgebung, der die Nachhaltigkeit behindert, besteht darin, dass Insekten für Futtermittel wiederum mit zertifizierten Futtermitteln aufgezogen werden müssen, wodurch die Insektenaufzucht in direktem Wettbewerb mit der Aufzucht von fleischliefernden Nutztieren steht. „Um die Akzeptanz und die Nachhaltigkeit alternativer Futtermittel zu erhöhen, sind Fortschritte in der Produktion, wie zum Beispiel die Vergrößerung der Produktionskapazitäten und die Einbindung von Nebenströmen und Abfallprodukten, dringend erforderlich“, erläutert Altmann.
Originalveröffentlichung: Brianne A. Altmann, Sven Anders, Antje Risius, Daniel Mörlein: Information Effects on Consumer Preferences for Alternative Animal Feedstuffs (Food Policy). https://doi.org/10.1016/j.foodpol.2021.102192
Kostenlos zum Herunterladen bis 15. Januar 2022 unter https://authors.elsevier.com/a/1e8bV15oGp97ts
Kontakt:
Dr. Brianne Altmann
Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Agrarwissenschaften, Department für Nutztierwissenschaften
Abteilung Produktqualität tierischer Erzeugnisse
Kellnerweg 6, 37077 Göttingen
Telefon (0551) 39-25611
E-Mail: brianne.altmann@agr.uni-goettingen.de
www.uni-goettingen.de/de/86980.html
Prof. Dr. Daniel Mörlein
Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Agrarwissenschaften, Department für Nutztierwissenschaften
Abteilung Produktqualität tierischer Erzeugnisse
Kellnerweg 6, 37077 Göttingen
E-Mail: daniel.moerlein@uni-goettingen.de