Presseinformation: Wer lässt sich warum impfen?
Nr. 68 - 04.05.2023
Forschende der Universität Göttingen untersuchen Bereitschaft zur Covid-19-Impfung
(pug) Impfungen führten zum Durchbruch im zähen Kampf gegen die Corona-Pandemie. Entscheidend war die Impfbereitschaft der Menschen. Welche Faktoren beeinflussen das Vertrauen in Covid-19-Impfstoffe und die Motivation zur Impfung? Das haben Forschende der Universität Göttingen Ende 2021 mit einer Umfrage unter Wartenden vor Impfzentren untersucht. Ihre Ergebnisse zeigen: Risikoscheue, regelkonforme Menschen hatten ein hohes Vertrauen in den Impfstoff und weniger Angst vor den Nebenwirkungen. Sie ließen sich impfen, um sich und andere zu schützen. Für risikofreudige Personen wirkten Zugangsbeschränkungen und der gesellschaftliche Druck als Anreize. Aus den Erkenntnissen lassen sich gezielte Maßnahmen zur Förderung der Impfbereitschaft ableiten. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Scientific Reports erschienen.
Prof. Dr. Claudia Keser und Prof. Dr. Holger A. Rau von der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät befragten 172 Personen zu ihrem Vertrauen in die Wirksamkeit der Impfstoffe und zu ihrer Angst vor Nebenwirkungen. Außerdem wollten sie wissen, wie relevant verschiedene Aspekte für die Motivation der Befragten sind: der Selbstschutz, der Schutz anderer, die Angst vor der damals neuen Omikron-Variante, der Zugang zu öffentlichen Orten und der gesellschaftliche Druck. Persönliche Eigenschaften fragten sie ebenfalls ab. Dazu zählen ökonomische Präferenzen wie Risikoeinstellung, Geduld und Altruismus sowie Regelkonformität und Einstellung zu bürgerlichen Pflichten.
„Unsere Daten erlauben Rückschlüsse über Personengruppen. Sollte es möglich sein, diese anhand ihres Verhaltens zu identifizieren, hilft das bei der gezielten Ausgestaltung von Corona-Regeln“, erklärt Prof. Dr. Claudia Keser. „Regionen mit niedriger Inzidenz deuten auf eine eher risikoscheue, regelkonforme Bevölkerung hin. Hier empfehlen sich Informationskampagnen, die Impfungen zum Selbstschutz und zum Schutz anderer bewerben. Eine hohe Inzidenz weist auf ein risikofreudigeres Verhalten der Bevölkerung hin. In solchen Regionen scheinen Zugangsbeschränkungen wie die 3G-Regel wirksamer zu sein.“
Prof. Dr. Holger A. Rau ergänzt: „Auch im Unternehmenskontext gibt es interessante Möglichkeiten: Wir gehen davon aus, dass sich Mitarbeitende in verschiedenen Branchen in ihren ökonomischen Präferenzen unterscheiden. Vermutlich finden wir in der Pflege und im Lehramt eher risikoscheue, im kompetitiven Finanzbereich dagegen vermehrt risikofreudige Menschen. Je nach Zielgruppe können Informationskampagnen oder Anreize wie Zugangsbeschränkungen oder Bonuszahlungen wirksamer sein.“
Originalveröffentlichung: Keser, C., Rau, H. A. Determinants of people’s motivations to approach COVID-19 vaccination centers. Scientific Reports 2023. www.nature.com/articles/s41598-023-30244-4
Kontakt:
Prof. Dr. Claudia Keser
Georg-August-Universität Göttingen
Professur für Mikroökonomik
Platz der Göttinger Sieben 3, 37073 Göttingen
Telefon: (0551) 39-28040
E-Mail: claudia.keser@uni-goettingen.de
Internet: www.uni-goettingen.de/de/65644.html
Prof. Dr. Holger A. Rau
Georg-August-Universität Göttingen
Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Platz der Göttinger Sieben 3, 37073 Göttingen
Telefon: (0551) 39-21681
E-Mail: holger.rau@uni-goettingen.de
Internet: www.uni-goettingen.de/de/488935.html