Presseinformation: Vögel, Fledermäuse und nahe Wälder steigern Kakaoertrag
Nr. 94 - 08.06.2023
Internationales Forschungsteam nennt Vorteile für Kakaoproduktion in peruanischen Agroforsten
(pug) Peru ist weltweit der drittgrößte Produzent von Bio-Kakao und führend im Anbau einheimischer Kakaosorten, aus denen Schokolade hergestellt wird. Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung der Universität Göttingen hat den Nutzen von Insekten-fressenden Vögeln und Fledermäusen für die Produktivität der Kakao-Agroforstwirtschaft quantifiziert. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler berücksichtigten alle Arthropoden (Insekten und Spinnen), unabhängig davon, ob sie räuberisch oder an Kakaopflanzen schädlich sind. Sie fanden heraus, dass Vögel und Fledermäuse den Kakaoertrag verdoppeln, obwohl sie auch die nützlichen Arthropoden, die Schädlinge fressen, unterdrücken. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Ecological Applications veröffentlicht.
Vögel und Fledermäuse leisten wichtige Dienste für die Landwirtschaft, unter anderem bei der Bekämpfung von schädlichen Insekten. Es ist jedoch keine leichte Aufgabe, den monetären Nutzen dieser Leistungen abzuschätzen, da sie nicht nur schädliche Insekten, sondern auch wertvolle räuberische Arthropoden fressen, was den Nutzen für die Kulturpflanzen verringern kann. Mithilfe einer Versuchsanordnung, bei der Vögel und Fledermäuse ausgeschlossen wurden, verglichen die Forschenden die Kakaoproduktivität und die Arthropodenvielfalt in Anwesenheit und Abwesenheit von Vögeln und Fledermäusen in ökologisch bewirtschafteten Kakao-Agroforstsystemen im Nordwesten Perus.
Die Ergebnisse zeigten, dass die Anwesenheit von Vögeln und Fledermäusen die Kakaoproduktivität um überragende 118 Prozent steigerte – im Vergleich zu Parzellen, auf denen sie nicht vorkamen. Und das, obwohl sie auch die Arthropoden unterdrücken, die Jagd auf Schadinsekten machen. „Vögel und Fledermäuse verringerten die Häufigkeit typischer Schadinsekten, insbesondere von Blattläusen und Wollläusen, die sich von Kakao ernähren. Dies ist die wahrscheinliche Erklärung für ihren großen Nutzen für die Ernteerträge. Sie gingen auf weniger als die Hälfte zurück, wenn Vögel und Fledermäuse ausgeschlossen wurden“, sagt die Agrarökologin Dr. Carolina Ocampo-Ariza von der Universität Göttingen, die die Forschung leitete. „Unsere Forschung zeigt, wie komplex die Interaktionen zwischen Tieren sein können, selbst in Agrarökosystemen.“
„Vögel und Fledermäuse reduzieren auch die Anzahl räuberischer Arthropoden wie Spinnen und Ameisen, aber die Vorteile der Vogel- und Fledermausaktivität überwogen eindeutig“, ergänzt Prof. Dr. Teja Tscharntke, Leiter der Abteilung Agrarökologie an der Universität Göttingen. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass der Erhalt und die Wiederherstellung der Biodiversität in Kakao-Agrarwäldern für das Einkommen der Kakao-Kleinbauern in Peru von entscheidender Bedeutung ist, wobei der Nutzen von Vögeln und Fledermäusen sogar größer war, als wir von unseren Untersuchungen in anderen Regionen erwartet hatten.“
Die Forschung zeigte außerdem, dass die Nähe von Wäldern eine Schlüsselrolle bei der Minimierung der negativen Auswirkungen von Insekten auf die Produktivität von Kakao spielt. „Der Schutz nahe gelegener Wälder und die Verbindung zwischen der biologischen Vielfalt des Waldes und agroforstwirtschaftlichen Systemen sind für die Erhaltung der Vorteile der biologischen Vielfalt von entscheidender Bedeutung“, betont Ocampo-Ariza.
Originalveröffentlichung: Carolina Ocampo-Ariza et al. Birds and bats enhance cacao yield despite suppressing arthropod mesopredation. Ecological Applications 2023. https://doi.org/10.1002/eap.2886
Kontakt:
Dr. Carolina Ocampo-Ariza
Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Agrarwissenschaften – Abteilung Agrarökologie
Email: carolinamaria.ocampoariza@uni-goettingen.de
Internet: www.uni-goettingen.de/en/600886.html
Prof. Dr. Teja Tscharntke
Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Agrarwissenschaften – Abteilung Agrarökologie
Tel: (0551) 39-9209
E-Mail: ttschar@gwdg.de
Internet: www.uni-goettingen.de/de/92552.html