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Presseinformation: Präventionsprogramm kann Typ-2-Diabetes vorbeugen

Nr. 172 - 16.11.2023

Forschende bestätigen Behandlungseffekte bei Menschen mit erhöhtem Erkrankungsrisiko

 

(pug) Mehr als 500 Millionen Menschen weltweit sind an Diabetes erkrankt und in Zukunft werden es immer mehr, so die Prognose. Ein Programm, das Empfehlungen zu Bewegung und Ernährung gibt und bei der Umsetzung unterstützt, kann Typ-2-Diabetes vorbeugen. Das konnte ein Forschungsteam unter Leitung des Universitätsklinikums Heidelberg und mit Beteiligung der Universitäten Göttingen, Stanford und Birmingham zeigen. In ihrer Studie untersuchten die Forschenden den Erfolg eines Diabetes Präventionsprogramms in England, das dort bereits landesweit im Praxisalltag angekommen ist. Zielgruppe sind Menschen, die erhöhte Blutzuckerwerte, aber noch keinen Diabetes haben. Über zwei Millionen Personendaten flossen in die Studie ein. Es zeigte sich, dass das Programm den Langzeitblutzucker (HbA1c-Wert), Body-Mass-Index, Gewicht und Blutfette positiv beeinflusst. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Nature erschienen.

 

Das Team untersuchte anhand von Routinedaten aus Arztpraxen, wie sich Langzeitblutzuckerwerte, Gewicht und Blutfette durch das Präventionsprogramm verändert haben. Die Daten werden in England systematisch erfasst und der Forschung zugänglich gemacht. Sie beinhalten neben den Ergebnissen von Blutuntersuchungen auch Informationen darüber, ob die Person in das nationale Diabetes-Präventionsprogramm eingeschlossen ist. Das ist der Fall, wenn ein bestimmter Langzeitblutzuckerwert überschritten ist. Die Forschenden verglichen Personen, die sich nah an dem Schwellenwert befanden und somit kürzlich in das Programm aufgenommen oder davon ausgeschlossen wurden.

 

„Unsere Studie zeigt, welches Potenzial in der Nutzung von Routinedaten des Gesundheitssystems steckt, um die Wirksamkeit verschiedener Programme und Maßnahmen zu evaluieren“, sagt Prof. Dr. Sebastian Vollmer, Entwicklungsökonom an der Universität Göttingen und Co-Autor der Studie. „Wir würden mit den Methoden moderner Kausalinferenz, mit denen wir aus Daten Ursache-Wirkungs-Beziehungen ableiten, gerne für das deutsche Gesundheitssystem ähnliche Erkenntnisse gewinnen, die auch zu einer Verbesserung der Versorgung beitragen. Aber es ist leider noch ein langer Weg, bis Daten des deutschen Gesundheitssystems auf ähnliche Weise für die Forschung nutzbar sind.“

 

Das englische Diabetes-Präventionsprogramm ist das größte seiner Art. Es erstreckt sich über einen Zeitraum von neun Monaten und ist als Gruppenintervention ausgelegt. Teilnehmende profitieren von Empfehlungen zu Ernährung und Bewegung und lernen, wie sie sich selbst realistische Ziele setzen können. „Das Präventionsprogramm könnte auch ein Vorbild für Deutschland sein, denn wir haben mit unserer Studie gezeigt, dass man Risikofaktoren für Diabetes im klinischen Alltag erfolgreich vorbeugen kann“, sagt Julia Lemp, Erstautorin der Studie und Doktorandin am Institut für Global Health am Universitätsklinikum Heidelberg. In Deutschland gibt es Schulungsprogramme für Personen, die bereits an Diabetes erkrankt sind, aber kein spezielles Präventionsprogramm für Menschen, deren Blutzuckerwerte auf ein erhöhtes Risiko, den sogenannten Prädiabetes, hindeuten.

 

Originalveröffentlichung: Lemp, J. et al. (2023). Quasi-experimental evaluation of a nationwide diabetes prevention program. Nature. DOI: 10.1038/s41586-023-06756-4

 

Kontakt:

Prof. Dr. Sebastian Vollmer

Georg-August-Universität Göttingen

Professur für Entwicklungsökonomie

Centre for Modern Indian Studies

Waldweg 26, 37073 Göttingen

Telefon: 0551 39-28170

E-Mail: sebastian.vollmer@wiwi.uni-goettingen.de

Internet: www.uni-goettingen.de/de/450695.html