Presseinformation: Regionale Unterschiede in der Vogel-Vielfalt in Agroforstsystemen
Nr. 76 - 17.05.2024
Internationales Forschungsteam untersucht Vorteile der Waldnähe für Kakaoanbau in Peru
(pug) Die Vielfalt und Funktionalität von Vogelgemeinschaften in tropischen Agroforstsystemen werden von der umliegenden Landschaft geprägt, insbesondere von der Ausdehnung und Zusammensetzung des Waldes. Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung der Universität Göttingen hat nun die Zusammensetzung und funktionelle Bedeutung von Vogelgemeinschaften in 23 Kakao-Agroforstsystemen in Peru untersucht. An der Studie beteiligt waren auch die Universitäten Würzburg und Wien sowie die Alliance Bioversity International in Peru. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kamen je nach Region zu sehr unterschiedlichen Befunden und plädieren deshalb für regional individuell angepasste agroforstliche Bewirtschaftungsstrategien. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Conservation Science and Practice veröffentlicht.
Die untersuchten Kakao-Agroforstsysteme liegen in zwei kontrastreichen peruanischen Regionen: einer Region mit saisonal trockenen tropischen Wäldern und einer mit subtropisch-feuchten Regenwäldern entlang der Anden. In beiden Regionen gibt es Kakao-Agroforstsysteme in unterschiedlichen Entfernungen zu natürlichem Wald, und eine zunehmende Entfernung verringert die Vielfalt in den Agroforstsystemen. Die beiden Regionen unterscheiden sich stark in ihrem Klima, aber auch in der Struktur und Komplexität der Waldvegetation. „Wir haben im feuchten subtropischen Wald einen viel höheren Vogelartenreichtum gefunden als im trockenen Wald – 179 versus 64 Arten“, sagt Erstautorin Dr. Carolina Ocampo-Ariza von der Universität Göttingen. „In den Trockenwald-Landschaften beeinflusst die Waldentfernung zwar die Zusammensetzung der Vogel-Lebensgemeinschaften stark, aber weniger den Anteil von Insektenfressern, die besonders wichtig für die biologische Schädlingskontrolle im Kakao sind.“ Mit einem Kilometer Entfernung der Kakaoflächen vom subtropischen Wald nahm der Anteil der Insekten an der Nahrung der Vögel um 27 Prozent ab, im Trockenwald um nur 3 Prozent.
„Diese großen regionalen Unterschiede in Peru zeigen, dass es einer regional angepassten agroforstlichen Bewirtschaftung bedarf, um die Vogelvielfalt und ihre Ökosystemleistungen, insbesondere die für den Kakaoertrag wichtige Schädlingsbekämpfung, optimal zu erhalten und zu fördern“, sagt Ocampo-Ariza. „Eine besondere Rolle für die Vogelvielfalt und ihre Ökosystemleistungen spielt die Nähe des Kakao-Anbaus zum nächsten natürlichen Wald.“ Und Koautor Prof. Dr. Teja Tscharntke ergänzt: „Waldreiche Landschaften sind von entscheidender Bedeutung für die funktionell wichtige Artenvielfalt in Agroforstsystemen. Darüber hinaus ist es auch notwendig, im Anbausystem viele und alte Schattenbäume sowie eine komplexe Vegetation zu erhalten und zu fördern.“
Originalveröffentlichung: Carolina Ocampo-Ariza et al. Regional differences of functional and taxonomic bird diversity in tropical agroforests of Peru. Conservation Science and Practice 2024. https://conbio.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/csp2.13123.
Kontakt:
Dr. Carolina Ocampo-Ariza
Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Agrarwissenschaften – Abteilung Agrarökologie
E-Mail: carolinamaria.ocampoariza@uni-goettingen.de
Internet: www.uni-goettingen.de/en/600886.html
Prof. Dr. Teja Tscharntke
Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Agrarwissenschaften – Abteilung Agrarökologie
E-Mail: ttschar@gwdg.de
Internet: www.uni-goettingen.de/de/92552.html