Raps oder Erdbeere? Solitärbienen lassen sich nicht so leicht ablenken
No. 4 - 17.02.2021
Göttinger Forschungsteam macht Bedeutung einzeln lebender Wildbienen bei Bestäubung deutlich
(pug) Bienen besuchen diverse Pflanzenarten in der Agrarlandschaft. Ihr Sammelverhalten kann allerdings sowohl von den vorkommenden Pflanzenarten als auch von ihren Vorlieben beeinflusst werden. Forscherinnen und Forscher der Universität Göttingen und des Julius-Kühn Instituts haben herausgefunden, dass soziale Bienen, wie Honigbienen und Hummeln, weniger im Erdbeerfeld zu finden waren, wenn in der Landschaft besonders viel Raps blühte. Allerdings konnten dafür mehr einzeln lebende Wildbienen, sogenannte Solitärbienen, im Feld beobachtet werden. Die Ergebnisse der Studie sind in der Fachzeitschrift Journal of Applied Ecology erschienen.
Für die Studie haben die Forscherinnen und Forscher im Raum Göttingen und Kassel Bienen in Erdbeerfeldern beobachtet. Zusätzlich wurde ein Experiment durchgeführt, um die Bedeutung der Insektenbestäubung zu untersuchen. Dazu wurden Blüten während der Blütezeit markiert, von denen manche geöffnet blieben, damit sie von Insekten besucht werden konnten, und andere in kleinen Tüten verpackt wurden, um den Besuch durch Insekten auszuschließen. Anschließend wurde jede Erdbeere gewogen und die Qualität bestimmt.
Das Ergebnis: Weniger soziale Bienen waren im Erdbeerfeld unterwegs, wenn der Raps viel in der Landschaft blühte. Ob die Tiere zum Raps abgewandert sind, lässt sich nicht sicher sagen. Die Beobachtung, dass vor allem Solitärbienen im Erdbeerfeld bleiben, ist aber vermutlich eng mit den funktionellen Eigenschaften der Insekten verbunden. Soziale Bienen, wie Honigbienen und Hummeln, haben einen größeren Ressourcenbedarf, da sie in einem großen Volk leben im Gegensatz zu Solitärbienen. Es müssen dort mehr Individuen versorgt werden. Im Gegensatz zu den meisten Solitärbienen werden die Larven der Honigbienen von den anderen Bienen gefüttert. „Außerdem können Honigbienen auch einen Bienentanz durchführen und so kommunizieren, wo andere attraktive Ressourcen zu finden sind“, erklärt Prof. Dr. Catrin Westphal, Leiterin der Abteilung Funktionelle Agrobiodiversität der Universität Göttingen.
Zudem konnte das Forschungsteam zeigen, dass mehr Bienen im Feld zu einem höheren Erdbeergewicht und zu einer besseren Qualität der Früchte geführt haben. „Eine Förderung der Bienen in der Agrarlandschaft ist nicht nur aus ökologischer Sicht gefragt, sondern bringt auch ökonomische Vorteile für die Landwirtinnen und Landwirte mit sich“, so Ko-Autor Prof. Dr. Teja Tscharntke von der Universität Göttingen. Der Verlust von Bestäubern kann sogar ein Risiko für Landwirte darstellen, wenn die Bestäubung von Nutzpflanzen nicht mehr gewährleistet werden kann. „Mit unserer Studie konnten wir die Bedeutung der Bienen, insbesondere der Solitärbienen, für die Bestäubung von Nutzpflanzen hervorheben. Daher ist es von besonderer Bedeutung Solitärbienen zu schützen und zu fördern, um eine nachhaltige Bestäubung zu gewährleisten“, folgert Erstautorin Dr. Svenja Bänsch.
Originalveröffentlichung: Bänsch, S., Tscharntke, T., Gabriel, D., Westphal, C. (2020) Crop pollination services: Complementary resource use by social vs solitary bees facing crops with contrasting flower supply. Journal of Applied Ecology, https://doi.org/10.1111/1365-2664.13777
Kontakt:
Prof. Dr. Catrin Westphal
Georg-August-Universität Göttingen
Abteilung Funktionelle Agrobiodiversität
Grisebachstr. 6, 37077 Göttingen
Telefon: 0551 39 22257
E-Mail: cwestph@gwdg.de
www.agrobiodiversity.uni-goettingen.de
Dr. Svenja Bänsch
Zentrum für Biodiversitätsmonitoring
Zoologisches Forschungsmuseum Alexander König
Adenauerallee 160, 53113 Bonn
E-Mail: s.baensch@leibniz-zfmk.de