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Press release: Digitales Arbeiten in Krisenzeiten
No. 205 - 18.12.2023
Forschende untersuchen Konsensfindung in virtuellen Teams während der Covid-19-Pandemie
(pug) Virtuelles Arbeiten bietet vielfältige Chancen, birgt aber auch Risiken. Neben den bekannten Nachteilen – weniger persönlicher Kontakt, Kommunikations- und Koordinationsschwierigkeiten – können externe Krisen eine zusätzliche Herausforderung darstellen, insbesondere, wenn die Beschäftigten an verschiedenen Standorten über lokale oder nationale Grenzen hinweg zusammenarbeiten und unterschiedlich stark von einer Krise betroffen sind. Ein internationales Forschungsteam der Universitäten Göttingen, Bozen und der University of North Carolina in Greensboro hat nun untersucht, ob es den Mitgliedern virtueller Teams gelingt, trotz externer Krise einen Konsens in der Zusammenarbeit zu finden. Zusätzlich geht die Studie der Frage nach, was dies für die Leistung des Teams bedeutet. Als Beispiel für eine externe Krise wurde die Covid-19-Pandemie herangezogen. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Journal of Applied Psychology erschienen.
Mithilfe des „Multilevel Group-Process Framework“, einer statistischen Methodik zur Modellierung von Verhaltensänderungen im Zeitverlauf, wurde ein Datensatz mit etwa 3.500 BWL-Studierenden untersucht, die sich auf rund 700 virtuelle Teams verteilten, um über mehrere Wochen hinweg an unterschiedlichen Beratungsprojekten zu arbeiten. Die Studienergebnisse zeigen, dass es den Mitgliedern eines virtuellen Teams trotz der räumlichen Distanz gelingen kann, einen Konsens über die weitere Zusammenarbeit zu finden. „Externe Krisen können die Konsensfindung jedoch negativ beeinflussen“, erläutern Tobias Blay und Prof. Dr. Dr. Fabian Froese von der Universität Göttingen. „Vor allem die Angst, selbst Betroffener einer Krise zu werden, kann die Konsensfindung erschweren.“
Die Studie zeigt, dass sich die Angst einer Gesundheitsbedrohung durch das Coronavirus negativ auf die Konsensfindung von virtuellen Teams auswirkt. „Eine solche Krise kann von außerhalb des Arbeitskontexts direkt in das Team hineingetragen werden, ohne dass das Unternehmen oder das Team etwas dagegen tun kann“, stellen die Autorinnen und Autoren klar. Für Unternehmen sei es daher wichtig zu erkennen, dass auch Krisen, die vermeintlich nichts mit dem Unternehmen zu tun haben, nicht spurlos an den Beschäftigten vorbeigehen: „In solchen Situationen sind vor allem die Führungskräfte gefragt. Teambildende Maßnahmen wie virtuelle Gesprächsrunden können helfen, die negativen Auswirkungen der Krise abzufedern und den Konsens zu stärken.“
Diese Fähigkeit virtueller Teams, bei der Zusammenarbeit einen Konsens zu erzielen, hat auch wichtige Auswirkungen auf deren Leistung. Insbesondere die Konsensfindung bei der Koordinierung von Aufgaben wirkt sich positiv auf die Leistung des virtuellen Teams aus. „Virtuelle Teams, die gemeinsam an einem Strang ziehen, um Aufgaben zu erledigen, sind effizienter“, so Blay und Froese. „Auch wenn sich die Teammitglieder nicht bei allem einig sind, sollte sich das virtuelle Team darauf einigen, wie es die anstehenden Aufgaben koordiniert.“ Das kann zu einem Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen virtuellen Teams führen und die Leistungsfähigkeit des Teams verbessern.
Originalveröffentlichung: Tobias Blay et al. Convergence of collaborative behavior in virtual teams: The role of external crises and implications for performance. Journal of Applied Psychology 2023. https://doi.org/10.1037/apl0001133.
Kontakt:
Prof. Dr. Dr. Fabian Froese & Tobias Blay
Georg-August-Universität Göttingen
Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Professur für Personalmanagement mit dem Schwerpunkt China/Asien
Platz der Göttinger Sieben 5, 37073 Göttingen
Telefon (0551) 39-26170
E-Mail: tobiasludwiggerhard.blay@uni-goettingen.de oder ffroese@uni-goettingen.de
Internet: www.uni-goettingen.de/de/359099.html