Über den Diplomatischen Apparat
Der Diplomatische Apparat (Apparatus diplomaticus) ist eine wissenschaftliche Einrichtung der Philosophischen Fakultät. Er umfasst eine beispiellose Sammlung von weit mehr als Tausend Schriftzeugnissen aus Spätantike, Mittelalter und Früher Neuzeit, abgefasst in verschiedensten, insbesondere alten und außereuropäischen Sprachen (u.a. Latein, Mitteldeutsch, Altgriechisch, Hebräisch, Arabisch, Persisch, Türkisch, Tamilisch, Singhalesisch). Schon in der Gründerzeit der Universität, existierte ein didaktisch ausgerichtetes „Diplomatisches Cabinet“, das seit 1759 der Diplomatik, der Lehre zur Erschließung und Erforschung von Urkunden, diente, aber auch Handschriften, Siegel und Kupferstich-Reproduktionen barg. Noch im heutigen, 1802 angelegten Apparat bilden Papst-, Kaiser-, Königs- sowie geistliche, dynastische, städtische und bürgerliche Privaturkunden den Grundbestand. Weiterlesen...
Im 19. und 20. Jahrhundert wurde die Sammlung von engagierten Wissenschaftlern, die Forschung und Lehre durch anschauliche Realien zu verbinden suchten, um zahlreiche weitere Urkunden, Handschriften, Handschriftenfragmente und Siegel sowie neu erstellte Siegelabgüsse und Ablichtungen von Urkunden, Handschriften, Akten, Siegeln und Wappen auf Photographien und Diapositiven bereichert.
Bekannte Leiter dieser Einrichtung waren u.a. Johann Christoph Gatterer (1759-1799), der Begründer der Historischen Hilfswissenschaften in Göttingen und dadurch in Deutschland, Jacob Grimm (1835-1837), Paul Fridolin Kehr (1895-1903), Wilhelm Meyer (1895-1917), Karl Brandi (1902-1946), Alfred Hessel (1924-1935) und Hans Goetting (1964-1976).
Bis zum 31.03.2007 war der Diplomatische Apparat gemäß der Diktion des Niedersächsischen Hochschulgesetzes "Betriebseinheit" der Philosophischen Fakultät. Seit dem 01.04.2007 ist er der Verwaltung des Seminars für Mittlere und Neuere Geschichte unterstellt. Seit Oktober 2023 wird der Diplomatische Apparat von Prof. Dr. Anne Greule geleitet.
Weitere Informationen finden Sie im Artikel zum Diplomatischen Apparat in Wikipedia
- Hans Goetting: Geschichte des Diplomatischen Apparats der Universität Göttingen, in: Archivalische Zeitschrift 65 (1969), S. 11–46.
- Mark Mersiowsky, Barocker Sammelstolz, Raritätenkabinette, Strandgut der Säkularisation oder Multimedia der Aufklärung? Diplomatisch-paläographische Apparate im 18. und frühen 19. Jahrhundert, in: Erika Eisenlohr/ Peter Worm (Hgg.): Arbeiten aus dem Marburger hilfswissenschaftlichen Institut (elementa diplomatica; 8), Marburg 2000, S. 229–241.
- Wolfgang Petke: Diplomatischer Apparat, in: Dietrich Hoffmann, Kathrin Maack-Rheinländer (Hrsg.), "Ganz für das Studium angelegt". Die Museen, Sammlungen und Gärten der Universität Göttingen, Göttingen 2001, S. 82–90.
- Wolfgang Petke: Aus der Geschichte des Diplomatischen Apparats, in: Göttinger Jahrbuch 50 (2002), S. 123–148.
- Jörg Bölling: Päpstliches Pergament mit Kriegsgekritzel. Die Nr. 1 des Diplomatischen Apparates, in: Georg-August-Universität Göttingen (Hg.): Dinge des Wissens. Die Sammlungen, Museen und Gärten der Universität Göttingen, Göttingen 2012, S. 151–153; ders. (zusammen mit Daniel Graepler u.a.): Was die Dinge Lehren, in: ebd., S. 228–237; ders.; Diplomatischer Apparat (Apparatus diplomaticus), in: ebd, S. 284–285.
- Hedwig Röckelein/ Jörg Bölling, Diplomatischer Apparat, in: Die Sammlungen, Museen und Gärten der Universität Göttingen, Göttingen 2013, S. 24–25/ englische Ausgabe: Hedwig Röckelein/ Jörg Bölling: Apparatus Diplomaticus, in: The Collections, Museums and Gardens of Göttingen University, Göttingen 2013, pp. 24–25.
Die Sammlung
Urkunden, Handschriften und Handschriftenfragmente
Der Urkundenbestand zählt knapp 900 Nummern; die ältesten Urkunden stammen aus dem 11. Jahrhundert. Die mittelalterlichen Urkunden sind in den einschlägigen Editionen und Regestenwerken in der Regel erfasst. Findbücher zum Urkundenhauptbestand liegen maschinenschriftlich seit 1972 vor. Kopien dieser Findbücher verwahren auch das Niedersächsische Hauptstaatsarchiv Hannover und das Niedersächsische Staatsarchiv Wolfenbüttel. Darüber hinaus werden im Diplomatischen Apparat 67 lose Originalsiegel und 144 Siegelabgüsse verwahrt.
Zum Bestand der vier Handschriften, verschiedener Papyri und der ca. 570 Handschriftenfragmente des 4./5. bis 15. Jahrhunderts s. [Wilhelm Meyer], Verzeichniss der Handschriften im Preussischen Staate. 1 Hannover. Die Handschriften in Göttingen Bd. 3, Berlin 1894 S. 501-507.
Seit 2013 sind Digitalisate der Urkunden, Handschriften und Handschriften- sowie Urkundenfragmente online zugänglich unter http://monasterium.net/mom/DE-GAUnivGoet/archive. Die Siegelsammlung ist seit 2017 über das Sammlungsportal der Georg-August-Universität Göttingen online zugänglich unter http://sammlungen.uni-goettingen.de/sammlung/slg_1032.
Bibliothek
Die Bibliothek des Diplomatischen Apparats ist eine Lehr- und Forschungsbibliothek mit ausschließlichem Präsenzbestand. Sie umfaßt zur Zeit ca. 5 700 Bände und 6 laufende Zeitschriften vornehmlich aus dem Bereich der Historischen Hilfswissenschaften. Die Bibliothek ist räumlich mit den Bibliotheken des Seminars für Mittlere und Neuere Geschichte und des Instituts für Historische Landesforschung verbunden im Kulturwissenschafltichen Zentrum (KWZ) zugänglich. Die Bibliothek des Diplomatischen Apparats ist im Göttinger Universitätskatalog (GUK) vollständig enthalten.